Christa Schwarz

Liebe Christa,

Du warst meine allererste Freundin, doch inzwischen habe ich Dich seit 60 Jahren nicht mehr gesehen – mehr als 6 Jahre zu lang. Vor wenigen Tagen bin ich im Internet unvermittelt auf Deine Todesanzeige gestoßen, es hat mich wie beim Tod meiner Mutter nahezu umgehauen.                                Aber noch einmal zurück:

-        Sommer 1945, der Krieg war gerade erst vorbei, da klingelten Mutter und Tochter Schwarz - Du Christa -  an der Haustür meiner Eltern, um meine Mutter und mich zum Spaziergang abzuholen. Ihr saht zu, wie ich im Sessel meines Vaters stehend, von meiner Mutter angezogen wurde. Schamgefühl war für uns Kinder noch unbekannt.

-        März 1949: zu Ostern sollten wir eingeschult werden, Mädchen und Jungen natürlich getrennt, aber wir wetteiferten, wer von uns beiden denn am besten vorbereitet war. Du Christa, kamst mit einer neuen Aufgabe: Wie viel  sind 2 x 14 ? Nach zwei Minuten resignierte ich. „28“ riefst Du triumphierend und ich gab mich geschlagen. „28“ soweit konnte ich noch nicht zählen – wohl aber mich dieses Vorfalls 75 Jahre lang erinnern .

-        Mit 14 Jahren saß ich zu Deiner Konfirmation dankbar und glücklich mit am Festtagstisch der Schwarz’ens. Danach gingen unsere Wege auseinander. Du entwickeltest Dich viel schneller als ich. Teils bedingt durch mein Studium haben wir uns dann mit 21 Jahren endgültig aus den Augen verloren.

Seit vielen Jahren habe ich gehofft, Dir noch einmal – wenigstens ein einziges Mal – zu begegnen – und Dich dann hoffentlich auch wiederzuerkennen – zu spät.